Es ist wieder TKA-Tresen im ZGK. Dieses Mal haben wir Johanna Niendorf zu Gast und holen damit die Veranstaltung nach, die im Dezember leider ausfallen musste.
Antifeministische Aussagen gehen oft mit Verschwörungserzählungen einher. Feminismus wird dabei als Feindbild konstruiert und für ‚gesellschaftlichen Niedergang‘, die vermeintliche Zerstörung der Familie und das Verführen von Kindern mittels ‚Gender-Ideologie‘ verantwortlich gemacht. Damit geht die Vorstellung einher, dass hinter dem Feminismus noch etwas viel Mächtigeres am Werk sei – die Globalisten, die Neue Weltordnung, die Zionisten oder George Soros: Feminismus erscheint hier als eine jüdische Weltverschwörung. Diese ideologische Nähe zwischen Antifeminismus und Antisemitismus zeigt sich auch in der Einstellungsforschung. Im Rahmen der Leipziger Autoritarismus Studie wird ein starker Zusammenhang zwischen antifeministischen Aussagen, dem Glauben an Verschwörungen, der Zustimmung zu antisemitischen Einstellungen und religiösem Fundamentalismus deutlich. Diese Verbindung hat historische Kontinuität. Schon die modernen jüdischen und feministischen Emanzipationsbewegungen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden von antisemitischen und antifeministischen Gegenbewegungen begleitet. So wies die Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, die 1902 den Begriff Antifeminismus prägte, auf die personellen und ideologischen Überschneidungen dieser reaktionären Bewegungen hin, die auch als Abwehr moderner Lebensweisen verstanden werden können. Woraus speist sich dieser Zusammenhang sowohl historisch als auch in der Gegenwart und was macht die Attraktivität dieses Denkens aus?
Der Vortrag beleuchtet Antifeminismus als antimodernes Ressentiment und zeigt Verschränkungen zum Antisemitismus und zum religiösen Fundamentalismus auf. Ein Zusammenhang der angesichts des jüngsten islamistischen Terrorangriffs der Hamas auf Israel noch einmal an Brisanz gewonnen hat.
Johanna Niendorf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Else-Frenkel-Brunswik-Institut in Leipzig und promoviert zum Zusammenhang von Autoritarismus und Geschlecht. Sie ist in verschiedenen feministischen Zusammenhängen aktiv.
Während der Veranstaltung rauchfrei, danach darf geraucht werden. Der Tresen ist leider nicht barrierefrei zugänglich.
Immer am 1. Donnerstag in den geraden Monaten im ZGK.
Donnerstag 01.02.2024 | 20:00 Uhr | ZGK, Scharnweberstr. 38